Rezension zu "Lore" von Alexandra Bracken

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October 29, 2023
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Viktoria groos

Ein absolutes MUSS für alle Freund*innen der griechischen Mythologie. Leider ist Lore bis jetzt erst auf Englisch verfügbar. Ein deutsches Erscheinungsdatum ist mittlerweile bekannt: 22.08.2022

Das Buch "Lore" von Alexandra Bracken
Das Buch "Lore" von Alexandra Bracken
She was here for the city that had raised her,
and she came with the pride of her ancestors and the strength of her heart,
and neither would fail her.

Chaíre meine lieben Bücherwürmer,

nach langer Pause melde ich mich heute mit einer Rezension zurück. "Lore" hat mich aus einem Lese-Tief gerettet und ist meine aktuelle Top-Empfehlung für euch. Leider ist das Buch bislang nur in der englischsprachigen Originalausgabe zu bekommen und trotz intensiven googelns konnte ich noch keinen Erscheinungstermin für die deutsche Übersetzung ausmachen. Das Englisch ist allerdings gut verständlich und muss kein Hindernis für den Lesegenuss sein – falls ihr es, so wie ich, nicht abwarten könnt ;).

Zunächst ein paar allgemeine Infos

Lore (Englische Ausgabe; 444 Seiten)

Genre: YA Fantasy

Ab 12 Jahren

Erschienen bei der Hachette Children's Group

Gebundene Ausgabe für 17,29 Euro

Zur Optik

Dieses Cover! Ich bin absolut begeistert vom Design, umso mehr nachdem ich das Buch gelesen habe, denn es verbergen sich hier bereits einige Hinweise auf den Plot. Das Gorgonenhaupt mit einem geöffneten Auge erinnert sofort an griechische und römische Marmorstatuen – die ursprünglich natürlich bemalt waren – aber für heutige Leser*innen weckt die Gestaltung in Weiß und Gold gleich Assoziationen mit der Antike. Hier hat die Designabteilung einen wirklich großartigen Job gemacht. Außerdem kommt die gebundene Ausgabe mit einer Karte von New York City, bzw. den wichtigsten Schauplätzen des Romans und hilft so bei der Orientierung.

Zum Inhalt

For centuries, Zeus has punished the gods with a game called the Agon, which turns them mortal for one week, and at the mercy of being hunted by those with godly ambitions. Only a handful of the original Greek gods remain, the rest replaced by the mortals who killed them and ascended.
After her family's sadistic murder by a rival bloodline, Lore escapes and vows to repay her parents' sacrifice by doing one thing - surviving. For seven years, she has pushed back dark thoughts of revenge against the man responsible for their murder, a man by the name of Wrath who has attained unimaginable power. Except for one week, every seven years. A week that is fast approaching ...
When Lore comes home on the first night of the Agon to find Athena gravely wounded on her doorstep, the goddess offers her an alliance; they have a mutual enemy, after all. But as the world trembles under the force of Wrath - a god with the power to destroy all of humanity - will Lore's decision to bind her fate with Athena's come back to haunt her?

Rezension

Da es mein erster Roman von Alexandra Bracken war, konnte ich nicht abschätzen, was mich erwarten würde. Bekanntermaßen bin ich ein großer Mythologie-Fan und habe noch dazu Geschichte mit Schwerpunkt Antike studiert, sodass ich ein wirklich schwieriger Leser sein kann und nicht leicht zu überzeugen bin, wenn die Antikenrezeption mal nach hinten losgeht. Allerdings kann ich "Lore" auch anderen Leser*innen meines Schlages guten Gewissens ans Herz legen! Alexandra Bracken, die, wie der Danksagung zu entnehmen ist, griechische Wurzeln hat, nähert sich der Thematik mit erkennbarer Liebe zum griechischen Erbe und hervorragender Recherche an!

Die Idee eines Agons, mit dem Zeus neun abtrünnig gewordene Götter bestraft, ist meiner Ansicht nach "urgriechisch". Agone wurden im antiken Hellas als musische oder sportliche Wettkämpfe zu Ehren der Götter abgehalten, aber das Wort – das auf die homerischen Epen zurückgeht – kann auch eine schwere Herausforderung, angestrengtes Bemühen oder eine riskante Bewährungsprobe bezeichnen.
Teilnehmer des Agons sind zum einen die von Zeus bestraften Gottheiten, von denen einstmals neun zu Beginn der Handlung nurnoch drei übrig sind, und die Nachkommen der berühmtesten griechischen Heroen, darunter Perseus, Odysseus, Achilles und Herakles. Alle sieben Jahre kommen die Angehörigen dieser mythischen 'Häuser' zur Jagd zusammen, um sich entweder die Macht einer Gottheit anzueignen, oder um für sich selbst kléos áphthiton ("unsterblichen Ruhm") zu erringen. Die Glaubenssätze dieser von Bracken geschaffenen 'Parallelgesellschaft' sind sehr quellennah und könnten direkt von Homer kommen. Mich jedenfalls haben sie überzeugt.

Auch die Darstellung der alten Götter gefiel mir ausnehmend gut. Es ist kein bloßes Stereotypen-Dreschen à la "der stets betrunkene Dionysos" oder "die weise Athene". Stattdessen werden sowohl die Attribute der Gottheiten als auch ihre persönlichen Schicksale durch die jahrhundertelange Jagd berücksichtigt. Die neuen Götter erhalten mit den Kräften der durch sie gefallenen Unsterblichen ebenfalls nicht automatisch auch deren Charakterzüge und sie nutzen ihre Fähigkeiten nicht zuletzt zur Bereicherung ihrer Familien. Das alles verleiht den einzelnen Figuren Tiefe und Glaubhaftigkeit.

Was mich zum Hauptcharakter, Melora ('Lore') Perseous führt. Lore ist eine starke weibliche Hauptfigur, die im Verlauf des Romans lernt, die Geister der Vergangenheit loszulassen und zu sich selbst zu finden. Sie erkennt, dass es nicht das Schicksal ist, das ihr Leben bestimmt, sondern ihre eigenen Entscheidungen. Manchmal war Lore für mich ein wenig schwer zu greifen – was aber am Genre liegen kann. So langsam scheine ich aus der YA-Schiene raus zu wachsen ;). Daher fehlte es mir auch in der Liebesgeschichte zwischen Lore und Castor an Würze. Der Altersfreigabe ab 12 Jahren war es allerdings entsprechend. Hier würde ich mich eher um die teils sehr blutigen, brutalen Szenen und Anspielungen auf Missbrauch sorgen.

Im allgemeinen sind die Charaktere divers, was mir gefallen hat. Es gibt viele starke weibliche Charaktere und auch junge Männer, die bewusst aus den Erwartungen ihrer Gesellschaft ausbrechen und sich gegen die Gewaltverherrlichung ihrer Familien im Agon sowie gegen das Kämpfen entscheiden. Außerdem gibt es eine zuckersüße Lgbtq+ Lovestory. Kurzum: alles, was das Herz begehrt, ist in "Lore" zu finden.

Die Spannung blieb von Anfang bis Ende erhalten. Viele kurze Kapitel und Plottwists machten es mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen, weil ich immer wissen wollte, was die nächsten Seiten für mich bereit halten. Und obwohl ich selbst kein Stadtmensch bin, konnte man Lores Liebe zu 'ihrer Stadt' New York herauslesen. Ingesamt vergebe ich also satte ★★★★★ Sterne und spreche eine dringende Leseempfehlung aus! :D

Alles liebe,
Tori

-UPDATE vom 13.06.22 –

Beim Stöbern ist mir nun auch endlich die deutschsprachige Ausgabe von Lore ins Auge gesprungen. Ab dem 22.08. ist sie unter anderem auf Amazon erhältlich.

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"Götter ohne Manieren" von Marie Phillips

Eine junge Frau namens Alice findet einen Job als Putzfrau in einer Londoner Wohnung. Sie ahnt nicht, dass die Mieter griechische Götter sind. Der notorische Schwerenöter Apollon verliebt sich in Alice, aber als er herausfindet, dass ihr Herz einem jungen Mann namens Neil gehört, bringt er Zeus dazu, sie mit einem Blitz zu töten.

Apollon fühlt sich schuldig und versucht, sich bei Neil zu entschuldigen, verdunkelt jedoch im Zuge eines Wutausbruchs die Sonne. In diesem Moment verliert Apollon seine Energie und stirbt, so dass die Welt ohne Sonne dasteht. Neil steigt in den Hades hinab, um die Seelen von Alice und Apollon zu suchen, seine Geliebte wiederzubeleben und die Welt zu retten.

Mein Geheimtipp für euch ist der Fantasyroman "Götter ohne Manieren" von Marie Philipps. Apollon ist auch hier einer der Hauptcharaktere des Buches und ganz der mythologischen Vorlage gemäß erweist sich seine Liebe zur Damenwelt als fatal. Zudem gibt es einen obligatorischen Ausflug in die Unterwelt à la "Orpheus und Eurydike".

Grandios ist die Art und Weise, wie die Göttinnen und Götter des Olymp ins 21. Jahrhundert versetzt werden: Aphrodite etwa jobbt für ein Erotik-Callcenter, Artemis, Göttin der Jagd, ist Hauptberufliche Dog-Walkerin und Apollon moderiert eine drittklassige Fernsehshow. Da sind schmerzende Lachmuskeln vorprogrammiert!

"A Touch of Darkness" von Scarlett St. Clair

Seit Persephone ein kleines Mädchen war, welken Blumen unter ihrer Berührung – ein schlechtes Omen für die vermeintliche Göttin des Frühlings. Nachdem sie nach Neu-Athen gezogen ist, hofft sie, als sterbliche Journalistin getarnt ein bescheidenes Leben führen zu können.

Hades, der Gott der Toten, hat in der Welt der Sterblichen ein Glücksspiel-Imperium aufgebaut.

Nach einer zufälligen Begegnung der Beiden findet sich Persephone in einem Vertrag mit dem Totengott wieder, dessen Bedingungen unmöglich zu erfüllen sind: Persephone soll Leben in der Unterwelt erschaffen oder ihre Freiheit für immer verlieren. Während sie darum kämpft, ihre Unabhängigkeit zurückzuerlangen wächst jedoch ihre Liebe zu Hades – und die ist verboten.

Aktuell sind Neuerzählungen des Hades und Persephone-Mythos stark im Kommen. Allein in den letzten zwei Jahren erschienen mit der "A Touch of Darkness"-Reihe und "Neon Gods" zwei sehr gehypte Fantasyadaptionen des mythologische Stoffs. Was bis heute fasziniert, sind ohne Frage das Motiv der 'verbotenen Liebe' und  Neuinterpretationen der Geschichte um den vermeintlichen 'Raub' Persephones.

"A Touch of Darkness" kann vorallem mit romantischer Spannung und gut ausgearbeiteten Charakteren punkten. Besonders Freund*innen des Dark Romance Genres dürften hier auf ihre Kosten kommen.

"Percy Jackson" von Rick Riordan

Percy kann es nicht fassen: Sein verschwundener Vater ist der Meeresgott Poseidon! Endlich versteht Percy, warum er ständig von irgendwelchen gruseligen Monstern aus der griechischen Mythologie verfolgt wird. Zum Glück findet er in Camp Half-Blood treue Freunde: Annabeth, die Tochter der Athene; Grover, den Satyr und Tyson, den Zyklopen. Diese drei begleiten ihn bei seinen Abenteuern im Kampf um den Olymp – fünf unfassbar spannende Bände lang!

Zur„Percy Jackson“-Reihe ist nicht viel zu sagen: Jeder kennt sie, viele lieben sie – mich eingeschlossen. Rick Riordan ist bekannt für seine Mythologieadaptionen im Jugendroman.

Nicht nur die „Percy Jackson“-Bücher, sondern auch seine „Helden des Olymp“-Reihe, die an die römische Mythologie angelehnt ist, die "Kane-Chroniken", in denen er sich der ägyptischen Götterwelt annähert und auch die "Magnus Chase"-Reihe, in der man es mit dem nordischen Pantheon zu tun bekommt, erfreuen sich großer Beliebtheit. Zu empfehlen sind übrigens auch die „Abenteuer des Apollo“.

"Fluch der Aprhodite" von Marah Woolf

Von Zeus aus Mytikas, der Heimat der Götter, auf die Erde verbannt, soll Apollon, der griechische Gott des Lichts, ausgerechnet mit Aphrodites Hilfe den Fluch brechen, den sie ihm als Strafe für die Niederlage der Trojaner im Krieg um ihre Stadt auferlegt hatte. Jenen Fluch, der es ihm seit Jahrtausenden verwehrt, sich neu zu verlieben.  

Nun sieht Apollon sich gezwungen, sich mit dem Dating des 21. Jahrhunderts vertraut machen: Ein Tinder-Account, Liebesromane und zweifelhafte Ratschläge seiner Freunde sollen ihm dabei helfen, das Herz eines Mädchens zu gewinnen. Und als wäre das nicht schon genug der Schwierigkeiten, tauchen auch noch uralte Feinde auf, die ihm die Rückkehr verwehren wollen.

Marah Woolf ist eine der erfolgreichsten Selfpublisherinnen Deutschlands. In ihrem Roman „Fluch der Aphrodite“ (der übrigens das Sequel zur "Götterfunke"-Reihe ist) gelingt es ihr, die griechische Mythologie und Götterwelt mit viel Charme und Witz zu verarbeiten.

Ihre Hauptfigur ist Apollon – der mir als ein absoluter Autor*innenliebling erscheint und in zahlreichen Adaptionen griechischer Mythen auftritt (nicht zuletzt aufgrund seines wahrlich sagenhaften Frauenverschleißes). Persönlich gefällt mir der Rückgriff auf den Trojanischen Krieg als Wurzel für Apollons Fluch sehr gut. Ein gelungenes Lesevergnügen für Liebhaber*innen des Jugendfantasyromans.

"Lore" von Alexandra bracken

Seit Jahrhunderten bestraft Zeus neun abtrünnig gewordene Götter mit einem Agon, das sie für eine Woche sterblich macht und sie der Gnade derer aussetzt, die Jagd auf sie machen, um sich ihre Kräfte anzueignen.

Nach der sadistischen Ermordung ihrer Familie durch eine rivalisierende Blutlinie entkommt Lore dem Agon und schwört, sich für das Opfer ihrer Eltern zu revanchieren, indem sie nur eines tut: überleben. Seit sieben Jahren verdrängt sie das Verlangen nach an Rache an dem Mann, der für den Mord an ihren Eltern verantwortlich ist, einem Mann namens Wrath, der unvorstellbare Macht erlangt hat.

Außer für eine Woche, alle sieben Jahre ... Als Lore in der ersten Nacht des Agon nach Hause kommt und Athene schwer verwundet vor ihrer Tür findet, bietet die Göttin ihr ein Bündnis an. Doch als die Welt unter Wraths Macht erzittert gerät Lores Entscheidung, ihr Schicksal mit dem von Athena zu verbinden.

In meiner Rezension zu "Lore" habe ich schon ausgiebig von diesem Buch geschwärmt. Leider gibt es immer noch keine deutschsprachige Ausgabe, aber ich hoffe doch sehr, dass die nicht mehr lang auf sich warten lässt!

Ein hervorragend recherchiertes Jugendbuch, das in die Welt griechischer Helden und Götter entführt, und sie in die heutige Zeit holt. Eine packende Story über Schicksal, Vergeltung und Liebe, gespickt mit zahllosen klassischen Motiven. Absolute Leseempfehlung von mir!

Viktoria Groos
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Viktoria Groos hat Geschichte und Kulturwissenschaften studiert und begeistert sich seit jeher für Mythologien aus aller Welt. In ihren Fantasy-Schreibprojekten lässt sie diese Begeisterung spürbar werden und verbindet sie mit einer Prise Romantik.